Alle Verarbeitungsstufen
Wir sind der festen Überzeugung, dass der entscheidende Unterschied zwischen dem GOTS und anderen Textilstandards darin liegt, dass die GOTS-Kriterien bei ausnahmslos allen Verarbeitungsstufen zwingend eingehalten werden müssen. Denn wir wissen, dass bei der ökologischen Erzeugung von Textilprodukten nicht nur der Anbau der Textilfasern zählt, sondern auch sämtliche Verarbeitungsstufen auf dem Weg der Rohstoffumwandlung in Fertigwaren entsprechenden Kriterien genügen müssen.
Der GOTS-Zertifizierungsprozess umfasst jede Phase des Verarbeitungsprozesses von Bio-Fasern – von der Herstellung über die Verpackung, Etikettierung und den Handel bis hin zum Vertrieb. Dabei stellen wir sicher, dass alle Stufen der Textilverarbeitung unsere strengen sozialen und ökologischen Kriterien erfüllen und bieten der Kundschaft und den Unternehmen ein zuverlässiges und anerkanntes Label für ökologisch, nachhaltig und fair erzeugte Produkte.
Unser Standard gilt für Waren, die zu mindestens 70 Prozent aus biologischen Naturfasern bestehen. Für die verbleibenden 30 Prozent zusätzlicher Fasern, die verwendet werden können, sind in Abschnitt 3.2.3 der Standardversion 7.0 spezifische Kriterien klar definiert.
Für die ökologische Faserproduktion ist eine Zertifizierung nach einem der in der IFOAM-Standardfamilie gelisteten Standards erforderlich. Darüber hinaus verfügt die IFOAM über ein eigenes Akkreditierungssystem, das sicherstellt, dass ökologische Fasern die notwendigen Standards erfüllen, um in GOTS-zertifizierte Wertschöpfungsketten zu gelangen.
Welche Stufen der Textilverarbeitung werden durch den GOTS abgedeckt?
1. Die erste Verarbeitungsstufe
Will ein Biotextil GOTS zertifiziert sein, so zählt bereits der allererste Verarbeitungsschritt der Textilfasern. Bei Baumwolle ist dies zum Beispiel die Entkörnung, bei der die Samen von den Baumwollkapseln getrennt werden. Bei Bastfasern (wie Flachs, Hanf, Jute, Kenaf, Ramie usw.) ist die Rotte einer der ersten Verarbeitungsschritte, der für den GOTS relevant ist. Für die Herstellung der tierischen Faser Seide müssen die Kokons zunächst gekocht und gewaschen werden.
Ist das Sortieren von Wolle nicht durch die Zertifizierung des ökologischen Landbaus abgedeckt, wäre dies der erste Verarbeitungsschritt – andernfalls beginnt der Verarbeitungsprozess hier mit dem Waschen. Der GOTS schaut in jedem Fall von Beginn an über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg ganz genau auf die zu zertifizierenden Bio-Textilien.
2. Spinnen
Das Spinnen – in der Regel der zweite Schritt in der GOTS-Wertschöpfungskette – ist die Verarbeitungsstufe, in der die Fasern mithilfe von Zwirnen und Strecken in Garne umgewandelt werden. Beim Kammgarnspinnen und beim Baumwollspinnen werden unterschiedliche Maschinen zur Garnvorbereitung eingesetzt. Um ein glattes, festes und feines Garn herzustellen, werden beim Kammgarnspinnen längere Stapelfasern ausgerichtet und gekämmt. Auch Ringspinnverfahren und Open-End-Spinnverfahren dürfen von den Unternehmen eingesetzt werden.
Das Mischen synthetischer Fasern mit Naturfasern ist beim Spinnen erlaubt, sofern diese den GOTS-Kriterien entsprechen. Für das GOTS-Label muss ein Produkt mit der Kennzeichnungsstufe „Bio“ mindestens 95 Prozent zertifizierte Bio-Fasern enthalten. Ein Produkt mit der Kennzeichnung „hergestellt mit“ muss mindestens 70 Prozent zertifizierte Bio-Fasern enthalten. Für das Spinnen von Open-End-Garnen können ggf. Kämmlinge als Rohmaterial weiterverwendet werden. Kämmlinge sind kurze Fasern, die während des Kämmvorgangs abgetrennt werden, um längere und hochwertigere Fasern zu erhalten.
Bei der Produktion von nicht gewebten Materialien wie Filz, Vliesstoff und Spinnvlies entfällt das Spinnen und die Fasern werden direkt in Gewebe umgewandelt – also gewebt oder gestrickt.
3. Weben und Stricken
In der nächsten Stufe – dem Weben oder Stricken – wird das Garn zu Stoff verarbeitet. Zur Herstellung von Stoffen können ungefärbte oder gefärbte Garne verwendet werden.
Beim Weben können verschiedene Arten von Garnen in der Kette und im Schuss verwendet werden. Die Kette bezieht sich auf die Garne, die in Längsrichtung im Gewebe verlaufen, während der Schuss die Garne darstellt, die horizontal über die Kettfäden gewebt werden. Manchmal werden in Kette und Schuss unterschiedliche Garne zum Mischen, Verstärken, Mustern usw. verwendet. Dem Weben geht in der Regel ein Schären und Schlichten voraus, um das Garn haltbarer zu machen. Beim Schlichten werden die Garne mit natürlichen oder chemischen Mitteln verfestigt, damit sie den Belastungen beim Schären und Weben standhalten können.
4. Nassverarbeitung
In der Nassverarbeitungsphase werden Textilien, Gewebe oder Garne mit Farbstoffen und/oder Chemikalien behandelt, die in der GOTS-Terminologie als Inputs bezeichnet werden. Zur Nassverarbeitung gehören das Schlichten, Entschlichten, Vorbehandeln, Färben, Bedrucken (einschließlich Digitaldruck), Ausrüsten, Waschen usw. Mehr über die GOTS-Umweltkriterien erfahren Sie hier.
Die Herstellung von Vliesstoffen mithilfe der Wasserstrahlverfestigung wird ebenfalls zu den Nassverfahren gezählt und beinhaltet den Einsatz von Hochdruckwasserstrahlen, um die Fasern zu verwirren und zu verflechten, sodass ein Vliesstoff entsteht.
Nach dem Weben werden die gewebten Stoffe entschlichtet, um die Schlichtemittel zu entfernen. Danach folgen Vorbehandlungsverfahren wie Bleichen, Waschen und andere Behandlungen, um den Stoff oder das Garn für das Färben und Bedrucken vorzubereiten. Diese Verfahren zielen darauf ab, das Absorptionsvermögen und den Weißgrad eines Textils zu verbessern und eine optimale Vorbereitung auf die Färbung zu gewährleisten.
Beim Färben und Drucken wird dem Substrat mithilfe von Farbstoffen, Tinten, Pigmenten usw. Farbe verliehen. Um die Intensität der Farbgebung zu steigern oder die gleichmäßige Aufnahme der Farbe zu verbessern, können Hilfsmittel zum Einsatz kommen.
Die Veredelung ist in der Regel der letzte Schritt in der Nassverarbeitung. Sie dient dazu, das Aussehen, die Leistung oder die Weichheit des fertigen Textils zu verbessern. Manchmal werden auch bereits genähte Kleidungsstücke nach der Herstellung in Wäschereien gewaschen. Auch dies fällt unter den GOTS-Abschnitt „Veredelung“.
5. Herstellung
Auch als „Schneiden, Herstellen, Zuschneiden“ definiert, bezieht sich die Herstellung auf den letzten Schritt der Produktion von GOTS-Waren. Sämtliche Arten organischer Textilprodukte – wie Kleidungsstücke, Heimtextilien, Teppiche, Hygieneprodukte, kombinierte Produkte usw. – müssen hergestellt werden. Die Herstellung kann das Zusammensetzen, die Stoffmarkierung, das Nähen, Bügeln, Sortieren, Knäueln, Füllen/Stopfen usw. umfassen.
6. Der Handel
Handelsunternehmen, insbesondere im Bereich Business-to-Business (B2B), spielen eine entscheidende Rolle beim Kauf und Verkauf von GOTS-Waren in der Textilindustrie. Sie sind Teil der Wertschöpfungskette und handeln mit Garnen, Stoffen oder bereits verpackten und verkaufsbereiten Produkten, die der Kundschaft zum Kauf angeboten werden können.
Als Handelsunternehmen gilt nur, wer sich ausschließlich auf den Direktverkauf von GOTS-Waren an Privatpersonen konzentriert. Vermittelnde Personen und Einkaufsbüros, die lediglich Warenverkäufe erleichtern wollen, gelten nicht als Handelsunternehmen. Unser Ziel ist es, umfassende Informationen bereitzustellen, um sowohl Handelsunternehmen als auch Einzelhandelsunternehmen in ihrem Umgang mit GOTS-zertifizierten Produkten zu unterstützen.
Der GOTS ist ein umfassender Standard, der strenge Umwelt-, Menschenrechts- und Sozialkriterien für die gesamte textile Lieferkette festlegt. Informieren Sie sich über die wichtigsten Merkmale des GOTS:
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